Kurzfilm „Lektion der Unvernunft“ ĂŒber eine Reise zu den Orang-Utans Borneos.

GĂŒnzburger Zeitung zur zweiten Ausgabe von „Quo vadis – Leben“ am 28.09.2019
https://www.augsburger-allgemeine.de/guenzburg/Klimawandel-Jeder-Einzelne-muss-sein-Verhalten-ueberpruefen-id55573621.html
GĂŒnzburg
Klimawandel: Jeder Einzelne muss sein Verhalten ĂŒberprĂŒfen

Eine Expertenrunde in GĂŒnzburg warnt davor, dass der Menschheit nicht mehr viel Zeit bleibt, um in Sachen Klimaschutz umzusteuern.
Von Walter KaiserVergnĂŒglich war der Abend nicht. DafĂŒr lehrreich und aufrĂŒttelnd. Ging es doch um die zentrale Frage dieser Tage: Wie kann die Menschheit angesichts von Klimawandel, Umweltzerstörung und Artensterben ĂŒberleben? Und es ging um die Frage, was Politik, Gesellschaft und jeder Einzelne tun können und tun mĂŒssen, um auf der Erde zu retten, was noch zu retten ist. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Werde nicht Grundlegendes geĂ€ndert, könnte es schon in wenigen Jahren zu spĂ€t sein. Noch könne umgesteuert werden. Zum Nulltarif und ohne Einschnitte aber sei das nicht zu haben. Das war das Fazit einer Expertenrunde, zu der am Samstagabend der GĂŒnzburger Verein Faszination Regenwald ins Wasserburger Sportheim geladen hatte.
âWir stehen vor einem Artensterben unbekannten AusmaĂesâ, erklĂ€rte eingangs der Vereinsvorsitzende, der GĂŒnzburger Arzt und Biologe Bernhard Lohr. âVerursacht nicht wie frĂŒher durch Naturkatastrophen, sondern durch den Menschen.â An den Menschen liege es also, nicht zuletzt der ârĂŒcksichtslosen PlĂŒnderung der Ressourcen mit ihren vielfĂ€ltigen Folgenâ Einhalt zu gebieten. Das aber sei nur möglich, wenn auch âunbequeme Wahrheitenâ zur Kenntnis genommen wĂŒrden.
Wenn ein Ăkosystem kippt, dann kippen auch andere
So etwas wie Symboltiere fĂŒr das Artensterben sind Affen, BĂ€ren oder Nashörner. Auch sie sind Teil komplexer ökologischer Systeme. Mindestens ebenso wichtig sind kleinste Tiere in Wald und Flur, in FlĂŒssen und Meeren. âSie sind die Lebensgrundlagenâ, erklĂ€rte Prof. Michael Schrödl von den Zoologischen Staatssammlungen in MĂŒnchen. Gehe das schleichende Artensterben rund um den Globus im bisherigen MaĂe weiter, werde das auch fĂŒr die Menschen hierzulande gravierende Folgen haben â in Form von anhaltenden Hitze- und DĂŒrreperioden, Ăberschwemmungen und StĂŒrmen. Der Artenforscher: âKippt ein Ăkosystem, kippen auch andere.â
In Bayern leben nach Angaben Schrödls mindestens 40 000 Tierarten. 30 bis 40 Prozent seien akut gefĂ€hrdet oder kurz vor dem Aussterben. Verursacht nicht zuletzt durch die intensive Landwirtschaft und eine ebensolche Forstwirtschaft. Weltweit sind etwa 1,5 Millionen Tierarten bekannt, vermutlich gebe es um die 100 Millionen. âSie werden aussterben, noch ehe sie bekannt oder erforscht sindâ, betonte Schrödl. Vor allem in den RegenwĂ€ldern, die zugunsten billigen Fleisches oder des Palmöls immer stĂ€rker gerodet werden.
Das von der Bundesregierung verabschiedete Klima-Paket reiche âhinten und vorneâ nicht. Es mĂŒsse deutlich mehr geschehen. Und jeder mĂŒsse sein Konsumverhalten ĂŒberprĂŒfen: weniger Fleisch, weniger fliegen, weniger Auto fahren und weniger Plastik. Bei alldem gehe es lĂ€ngst nicht mehr um die Lebensgrundlagen der Enkel oder noch spĂ€terer Generationen. Es gehe um das Hier und Heute.
Lehrerin Verena Brunschweiger erntete fĂŒr ihr Buch heftige Kritik
Heftige Reaktionen hatte die promovierte Lehrerin Verena Brunschweiger mit ihrem Buch âKinderfrei statt kinderlosâ ausgelöst. Der Verzicht auf (viele) Kinder sei der âgröĂtmögliche individuelle Beitragâ zur Rettung des âim Sterben liegenden Planetenâ, erklĂ€rte sie. In den EntwicklungslĂ€ndern mĂŒsse der Zugang zu VerhĂŒtungsmitteln verbessert werden. Tatsache aber sei, dass ein deutsches oder europĂ€isches Kind das 30-fache eines afrikanischen Kindes verbrauche. Bei der Familienplanung sei sehr wohl die Frage zu stellen: In welcher Welt werden die Kinder leben?
Benni Over sitzt im Rollstuhl. Er leidet an Muskelschwund, hatte vor Jahren einen Herzstillstand, er braucht ein BeatmungsgerĂ€t und das Sprechen fĂ€llt ihm schwer. Der 29-JĂ€hrige hĂ€tte also andere Probleme, als sich um den Schutz der Orang-Utans auf Borneo zu kĂŒmmern. Doch genau das tut er zusammen mit seinen Eltern.
Benni Over engagiert sich fĂŒr Orang-Utans auf Borneo
Vater Klaus Over berichtete, dass aus der ersten Faszination fĂŒr die Waldmenschen genannten Affen lĂ€ngst ein umfassendes Naturschutzprojekt mit BĂŒchern, Filmen und bis zu 40 Veranstaltungen pro Jahr an Schulen, UniversitĂ€ten und anderen Einrichtungen geworden ist. Je mehr er ĂŒber die dramatische Lage des Planeten wisse, desto hĂ€ufiger denke er: âWas machen wir fĂŒr eine ScheiĂe?â
Die von Bernhard Lohr und Birgit Fahr moderierte Diskussion endete mit einem versöhnlichen Ausblick. Kinder und Jugendliche seien mit ihrem erkennbar verĂ€nderten Bewusstsein die Hoffnung, erklĂ€rte Michael Schrödl. Es mĂŒsse gelingen, etwa âFridays for Futureâ zur Massenbewegung zu machen. âDann ist noch was zu retten.â

Stellungnahme zu den WaldbrÀnden in Amazonien 2019
âFaszination Regenwald e.V.â fordert ein komplettes Umdenken in der europĂ€ischen Agrarund
Energiepolitik zum Schutz des tropischen Regenwaldes!
Noch immer wird die Dramatik nicht erkannt. Sich auf die Löschung der BrÀnde zu
beschrĂ€nken und im Anschluss uÌber Möglichkeiten zur Wiederaufforstung nachzudenken, wie
vor wenigen Tagen von der Bundeskanzlerin Angela, auf dem G7 Gipfel-Treffen in Biarritz
gefordert, ist bei Weitem nicht ausreichend.
Der erdballumspannende tropische WaldguÌrtel ist sehr viel mehr als ein riesiger
Kohlenstoffspeicher. Die Bedeutung des tropischen Regenwaldes uÌbersteigt seine Funktion
als die gruÌne Lunge unserer Erde. Mit den derzeit stattfindenden gigantischen WaldbrĂ€nden
in Amazonien werden nicht nur Milliarden an Tonnen CO2 freigesetzt und der Klimawandel
weiter angeheizt, sondern daruÌber hinaus wird die derzeitige globale Artenkrise aufs
Massivste verschĂ€rft. Ein GroĂteil der landgebundenen Artenvielfalt hat seinen Lebensraum
in den tropischen RegenwÀldern. Man kennt heute 1,8 Millionen an unterschiedlichen Tier-,
Pflanzen-, Pilz- und Mikroorganismenarten. Die Wissenschaft geht davon aus, dass aber
insgesamt mehr als 30 Millionen an unterschiedlichen Arten auf der Erde vorkommen, die
meisten davon noch unentdeckt in den Kronen tropischer Urwaldriesen.
Mit der gigantischen Brandrodung der tropischen RegenwĂ€lder wird nicht nur das Ăkosystem
Erde in Frage gestellt, das ohne tropische RegenwÀlder nicht funktioniert, es wird das sechste
groĂe, vom Menschen verursachte, Artensterben in der Geschichte des Lebens auf ungeahnte
Weise weiter angeheizt.
Der Motor fuÌr die Zerstörung der globalen RegenwĂ€lder ist uÌberall der gleiche: Erst werden
die wertvollen tropischen Urwaldriesen gefÀllt und als zweiter Schritt werden BrÀnde gelegt,
um das Land von der restlichen Vegetation zu âbefreienâ. Derzeit allein in Amazonien ca.
82.000 BrÀnde. Auf diesen so vorbereiteten FlÀchen werden Grassamen ausgebracht, damit
Rinder weiden können (allein in Brasilien uÌber 215 Millionen) oder sie werden als AnbauflĂ€che
von Soja verwendet. Soja wird als Viehfutter in der chinesischen Schweinezucht oder als
wertvolle Proteinquelle fuÌr die Millionen Tiere in Europas StĂ€llen verwendet. Ohne
Sojaimporte aus den Tropen ist die europÀische Massentierhaltung in den derzeitigen
Dimensionen nicht denkbar. Deshalb sind die AnsÀtze der deutschen Bundeskanzlerin und des
französischen StaatsprÀsidenten nur Pflaster auf akute Wunden. Wenn Europa es ernst
meinen wuÌrde mit einem Schutz der tropischen RegenwĂ€lder, muÌsste es seine
Exportorientierung und Massenproduktion in der Landwirtschaft zugunsten einer lokalen und
ökologisch orientierten Nahrungsmittelproduktion aufgeben.
Ăhnliches gilt fuÌr die Energiepolitik. Hier werden Millionen Tonnen an Biodiesel aus tropischen
Ălpalmen eingesetzt. Die Ălpalme wird in riesigen Mengen v.a. in Malaysia und Indonesien
angebaut. Auf FlĂ€chen, die zuvor durch Brandrodung âgereinigtâ werden muÌssen. Europa
reduziert seine CO2 -Emissionen durch vermeintlichen âBiodieselâ und dafuÌr lösen sich an
anderer Stelle die LebensrÀume von Millionen Tier- und Pflanzenarten in Rauch auf.
âFaszination Regenwald e.V.â fordert deshalb eine radikale Ănderung in der europĂ€ischen
Agrar- und Energiepolitik zum Schutze der letzten noch verbliebenen tropischen RegenwÀlder
mit ihrem unglaublichen Artenreichtum! Die gruÌne Lunge der Erde muss unter
âDenkmalschutzâ gestellt werden.
GuÌnzburg im August 2019
Bernhard Lohr, Birgit Fahr, Kurt Schweizer (Vorstand Faszination Regenwald e.V.)

GĂŒnzburger Zeitung zu „Creating a good life for Orang-Utans“
https://www.augsburger-allgemeine.de/guenzburg/Ein-Tierschuetzer-berichtet-wie-die-Heimat-der-Orang-Utans-brachial-zerstoert-wird-id55255986.html
Ein TierschĂŒtzer berichtet, wie die Heimat der Orang Utans âbrachial zerstörtâ wird

Der Verein Faszination Regenwald hat einen bedeutenden Orang-Utan-SchĂŒtzer nach GĂŒnzburg eingeladen. Warum die Tiere so leiden mĂŒssen und wie sie geschĂŒtzt werden können.
Von Helmut KircherEs bedurfte starker Nerven um zu ertragen, was da dem Publikum im Sportheim Wasserburg vor Augen gefĂŒhrt wurde. Einem Publikum, das âzum Regenwalderfahrendsten im weiten Umkreis gehörtâ, wie es Tropenbiologe und Vereinsvorsitzender Dr. Bernhard Lohr formulierte. Geladen hatte er zum Vortrag ĂŒber das Thema âCreating a good life for Orang Utansâ einen hochkompetenten Gast.
Einen âwie es keinen Zweiten gibtâ, nĂ€mlich den GrĂŒnder und Leiter der renommierten Orang-Utan-Schutzorganisation COP, Hardy Baktiantor, der auch an der momentan stattfindenden europĂ€ischen Weltklimakonferenz teilnimmt.
Regenwald wird fĂŒr Palmöl gerodet
Weiter eingeladen war Helmut Huber, Vorsitzender des niederbayerischen Partnervereins âFans for Natureâ, der persönliche Erfahrungen ĂŒber die bedrohliche Situation im Regenwald von Borneo beisteuern konnte. Mit drastischen Tatsachen ĂŒber Zerstörung und Leid konfrontierte Lohr in seiner Vorrede die Zuhörer. Brachte, im Zusammenhang mit dem derzeitigen Flammeninferno in Brasilien, die 72000 BrĂ€nde im Amazonasgebiet (eine Steigerung um 83 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr) zur Sprache, die 700000 Quadratkilometer Wald, die seit den 70er Jahren in Brasilien gerodet wurden, um Platz fĂŒr Palmöl, Sojaindustrie und vierfach gesteigerten Rinderexport (allein im letzten Jahr 215 Millionen Tiere im Gegenwert von 6,5 Milliarden Dollar) zu schaffen.
Daneben noch die im Hintergrund betriebene GoldwĂ€scherei im Amazonasgebiet mit rund 200000 illegalen Minen und Gruben. Neben der âbrachialen Zerstörung ihres Lebensraumesâ droht, wie Helmut Huber berichtete, den vom Aussterben bedrohten Tierarten, wie dem Orang-Utan, eine weitere Gefahr: Wenn er sich, in seiner angestammten Region, auf die Suche nach PalmfrĂŒchten macht, oder in bereits abgeholzten Teilen nachwachsende Triebe als Nahrung verwendet, kann er gejagt und getötet werden.
Dorfbewohner fangen die Affen ein und halten sie als Haustiere
Zudem fangen sich Dorfbewohner in der NĂ€he von Plantagen gerne junge Ăffchen als Haustiere ein, oder gar als Kinderersatz. FĂŒr ProfijĂ€ger ist es eine hochlukrative Einnahmequelle. Gelingt ihnen nĂ€mlich ein illegaler Export nach Europa, winken, so Huber, bis zu 40000 Euro als Lohn. Bei seiner letzten Reise traf er auf das Ăffchenbaby Alois â verletzt, zerschunden, gefangen in einer engen Kiste, allein, ohne Mutter. (Lesen Sie ĂŒber die Rettung eines Orang-Utan-Babys: Was dieses Orang-Utan-Baby mit Offingen verbindet ) Die wurde erbarmungslos getötet. âEmotionen sind in dem Job nicht unbedingt hilfreichâ, so sein Kommentar. Er konnte das Baby an sich nehmen und im COP- Rettungszentrum vor dem sicheren Tod bewahren.
Die Zukunft der Orang-Utans, deren Erbgut zu ĂŒber 97 Prozent dem Erbgut eines Menschen gleicht â deshalb der Name Waldmensch â , ist, erklĂ€rte Umweltaktivist Baktiantor, zum GroĂteil wegen Regenwaldabholzung fĂŒr Palmöl höchst gefĂ€hrdet. Deshalb sei seine Organisation bemĂŒht, mit der Regierung zu einer gesetzlich geregelten Nachhaltigkeitsvereinbarung zu kommen.
Leichter gesagt als getan. Die allmĂ€chtige Palmölindustrie nĂ€mlich versuche vielfach, durch Finanzierungshilfen an Umweltschutzorganisationen eine âSchweigegeldlösungâ zu erreichen. FĂŒr ihn, so betonte Baktianor unmissverstĂ€ndlich, komme aber solch ein Abkommen nicht infrage. Er sei fĂŒr die konstruktive Ăffentlichmachung eines Umweltschutzprogrammes, mit dem groĂen Traum einer 53000 HektarflĂ€che Schutz- und Lebensraum.
In der „Waldschule“ werden verletzte Tiere gesund gepflegt
Einem Ort der Zuflucht, auch fĂŒr seine âWaldschuleâ, in der eingelieferte Jungtiere auf eine Wiedereingliederung in den Urwald vorbereitet werden, fĂŒr sein Rettungszentrum, in dem verletzte, verbrannte, versklavte oder verhungernde Menschenaffen gesund gepflegt werden können. Nicht immer gelingt dies.
Schockierende Bilder zeigen eine brutale Wirklichkeit, wie sie fĂŒr den Betrachter nur schwer zu ertragen ist: erbarmungslos gejagte Wesen mit gebrochenen GliedmaĂen, abgehackten Fingern, klaffenden Kopfwunden, angeschossenen Körperteilen, ausgezehrter Unbarmherzigkeit. Ergebnis eines ökologischen Desasters, âausgehend aus einer der reichsten Regionen auf dem Planetenâ. Der Grund fĂŒr das Leid und die Regenwaldrohdung â darin waren sich alle Beteiligten einig â ist, neben der Rinderzucht, vor allem die Produktion von Palmöl, das in enorm vielen Nahrungsmitteln, in Kerzen, Reinigungsmitteln, Kosmetik, auch in Biosprit enthalten ist. Genaugenommen in jedem zweiten Supermarktprodukt.
Die abschlieĂende Diskussion mit den Zuhörern brachte es auf den Punkt: Orang-Utans wĂŒrden fĂŒr Palmöl sterben. Doch was können die Menschen tun? Die Meinungen waren so vielfĂ€ltig wie die Möglichkeiten gering. Packungsinformation lesen: weniger im Supermarkt, dafĂŒr mehr frische Waren kaufen und sich in Umweltschutzorganisation engagieren.
Die nĂ€chste Veranstaltung der Reihe âQuo vadis Leben?â findet am Samstag, 28. September, im Sportheim Wasserburg statt. Es gibt eine Podiumsdiskussion zum Thema globales Artensterben. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

GĂŒnzburger Zeitung zur ersten Ausgabe von „Quo vadis – Leben?“ am 08.10.2018
https://www.augsburger-allgemeine.de/guenzburg/Sind-wir-eigentlich-noch-zu-retten-id52379261.html
Leipheim
Sind wir eigentlich noch zu retten?

Hannes Jaenicke, Anton Hofreiter und NaturschĂŒtzer Helmut Huber sprechenÂ ĂŒber das, was im Umgang des Menschen mit der Erde schief lĂ€uft.

Die spannendste Frage an diesem Abend im Leipheimer Waldvogel kam ganz zum Schluss aus dem Publikum. Angesichts all der Zerstörung auf dem Planeten, dem Aussterben von Tieren, den Schwierigkeiten, sich gegen die drohende Katastrophe des Planeten Erde zu stemmen, was hĂ€lt da Menschen aufrecht, die sich fĂŒr den Schutz von Tieren und Natur einsetzen? Was bringt sie dazu, weiter zu machen? Die Antworten, die Politiker und Biologe Anton Hofreiter, Schauspieler und Filmemacher Hannes Jaenicke und NaturschĂŒtzer Helmut Huber darauf zum Finale der Podiumsdiskussion âQuo vadis, Leben?â gaben, fielen unterschiedlich aus. Einig waren sich aber alle drei: Sie werden dennoch weiter machen mit ihrer Arbeit.
Bernhard Lohr, der Vorsitzende des GĂŒnzburger Vereins Faszination Regenwald, setzte dieses Mal auf eine Diskussionsrunde anstelle einer Regenwald-Nacht mit Musik und Film, wie sie in den vergangenen Jahren unter anderem mit Schauspieler Michael Mendl, der GĂŒnzburger Starsopranistin Diana Damrau oder der Popmusikerin Cassandra Steen stattgefunden haben. Die drei, die diesmal auf der BĂŒhne saĂen und sich den Fragen von Lohr und Maximilian Deisenhofer stellten, konnten eindringlich von der Zerstörung berichten, die sich auf der Welt breitmacht. GrĂŒnen-Fraktionsvorsitzender Anton Hofreiter hat wie Lohr seine Doktorarbeit ĂŒber den tropischen Regenwald verfasst und war dazu in Peru vor Ort. Jaenicke befasst sich in seinen Dokumentationsfilmen seit Jahren mit aussterbenden und bedrohten Tierarten, am morgigen Dienstag lĂ€uft seine neueste Doku âIm Einsatz fĂŒr Gepardenâ um 22.15 Uhr im ZDF. Und Helmut Huber kĂ€mpft als Vorsitzender der Organisation âFans for Natureâ seit Jahren auf Borneo fĂŒr das Ăberleben des Regenwalds als Lebensraum der Orang-Utans â gegen groĂe Hindernisse.
Was die drei aus ihrer Arbeit erzĂ€hlen, ist ernĂŒchternd. Hannes Jaenicke berichtet von Wildtieren, die â mangels jeglicher gesetzlicher Regelung in Deutschland â in nicht artgerechter Weise gehalten werden: Beispielsweise der Gepard, der in einem baden-wĂŒrttembergischen Privatgarten lebt. âWir drehen jetzt seit sechs Monaten ĂŒber das Aussterben der heimischen Sing- und Zugvögel. 60 Prozent der Vögel und 80 Prozent der Insekten haben wir hier in Deutschland schon verloren.â Anton Hofreiter Ă€rgert sich ĂŒber den gezielten Betrug am Konsumenten, hinter dem Furchtbares stecke. âWieso erlauben wir es, dass Produkte importiert werden, in denen de facto tote Kleinbauern stecken?â Helmut Huber erzĂ€hlt, wie er und seine Mitstreiter auf Borneo mit ansehen mĂŒssen, wie in unvorstellbarem AusmaĂ Regenwald zerstört wird, um dort Palmöl anzubauen. Und wie das geschlagene Tropenholz mittels trickreicher Verschiffung GĂŒtesiegel erhĂ€lt, die den europĂ€ischen Kunden falsche Nachhaltigkeit vorgaukeln.
Sind wir also eigentlich noch zu retten? Die Diskutanten sagen: Ja. Denn es gebe durchaus Möglichkeiten, es besser zu machen. Durch mehr AufklĂ€rung, schon in der Schule, sagt Hofreiter. Durch âBesteuerung von Leuten, die rumsauen, und Belohnung fĂŒr die, die nicht rumsauenâ (Jaenicke). Durch faire, nachvollziehbare Siegel und Transparenz bei der Herstellung, findet Huber.
Und wie motivieren sich die Podiumsredner dafĂŒr, genau das weiter zu tun, was sie machen? âAufgeben gilt nichtâ, sagt Jaenicke. Woran er sich hochzieht, sind Hoffnungs-Beispiele: âAls ich Kind war, durften wir keinesfalls in den Rhein, das war eine gefĂ€hrliche Giftkloake. Heute ist der Fluss zwar immer noch nicht sauber, aber Baden kann man wieder.â Helmut Huber setzt seine Hoffnung auf die jungen Leute, wie auf Borneo. âDie 16-, 17-, 18-JĂ€hrigen sind ein Lichtblick. Sie verstehen, was passiert.â Und Politiker Anton Hofreiter glaubt daran, dass das Wissen der Menschheit noch nie so groĂ war wie heute. Dieses Wissen mĂŒsse nur richtig eingesetzt werden. âWir haben doch alle Chancen, das hinzukriegen.â