Stellungnahme zu den WaldbrÀnden in Amazonien 2019
âFaszination Regenwald e.V.â fordert ein komplettes Umdenken in der europĂ€ischen Agrarund
Energiepolitik zum Schutz des tropischen Regenwaldes!
Noch immer wird die Dramatik nicht erkannt. Sich auf die Löschung der BrÀnde zu
beschrĂ€nken und im Anschluss uÌber Möglichkeiten zur Wiederaufforstung nachzudenken, wie
vor wenigen Tagen von der Bundeskanzlerin Angela, auf dem G7 Gipfel-Treffen in Biarritz
gefordert, ist bei Weitem nicht ausreichend.
Der erdballumspannende tropische WaldguÌrtel ist sehr viel mehr als ein riesiger
Kohlenstoffspeicher. Die Bedeutung des tropischen Regenwaldes uÌbersteigt seine Funktion
als die gruÌne Lunge unserer Erde. Mit den derzeit stattfindenden gigantischen WaldbrĂ€nden
in Amazonien werden nicht nur Milliarden an Tonnen CO2 freigesetzt und der Klimawandel
weiter angeheizt, sondern daruÌber hinaus wird die derzeitige globale Artenkrise aufs
Massivste verschĂ€rft. Ein GroĂteil der landgebundenen Artenvielfalt hat seinen Lebensraum
in den tropischen RegenwÀldern. Man kennt heute 1,8 Millionen an unterschiedlichen Tier-,
Pflanzen-, Pilz- und Mikroorganismenarten. Die Wissenschaft geht davon aus, dass aber
insgesamt mehr als 30 Millionen an unterschiedlichen Arten auf der Erde vorkommen, die
meisten davon noch unentdeckt in den Kronen tropischer Urwaldriesen.
Mit der gigantischen Brandrodung der tropischen RegenwĂ€lder wird nicht nur das Ăkosystem
Erde in Frage gestellt, das ohne tropische RegenwÀlder nicht funktioniert, es wird das sechste
groĂe, vom Menschen verursachte, Artensterben in der Geschichte des Lebens auf ungeahnte
Weise weiter angeheizt.
Der Motor fuÌr die Zerstörung der globalen RegenwĂ€lder ist uÌberall der gleiche: Erst werden
die wertvollen tropischen Urwaldriesen gefÀllt und als zweiter Schritt werden BrÀnde gelegt,
um das Land von der restlichen Vegetation zu âbefreienâ. Derzeit allein in Amazonien ca.
82.000 BrÀnde. Auf diesen so vorbereiteten FlÀchen werden Grassamen ausgebracht, damit
Rinder weiden können (allein in Brasilien uÌber 215 Millionen) oder sie werden als AnbauflĂ€che
von Soja verwendet. Soja wird als Viehfutter in der chinesischen Schweinezucht oder als
wertvolle Proteinquelle fuÌr die Millionen Tiere in Europas StĂ€llen verwendet. Ohne
Sojaimporte aus den Tropen ist die europÀische Massentierhaltung in den derzeitigen
Dimensionen nicht denkbar. Deshalb sind die AnsÀtze der deutschen Bundeskanzlerin und des
französischen StaatsprÀsidenten nur Pflaster auf akute Wunden. Wenn Europa es ernst
meinen wuÌrde mit einem Schutz der tropischen RegenwĂ€lder, muÌsste es seine
Exportorientierung und Massenproduktion in der Landwirtschaft zugunsten einer lokalen und
ökologisch orientierten Nahrungsmittelproduktion aufgeben.
Ăhnliches gilt fuÌr die Energiepolitik. Hier werden Millionen Tonnen an Biodiesel aus tropischen
Ălpalmen eingesetzt. Die Ălpalme wird in riesigen Mengen v.a. in Malaysia und Indonesien
angebaut. Auf FlĂ€chen, die zuvor durch Brandrodung âgereinigtâ werden muÌssen. Europa
reduziert seine CO2 -Emissionen durch vermeintlichen âBiodieselâ und dafuÌr lösen sich an
anderer Stelle die LebensrÀume von Millionen Tier- und Pflanzenarten in Rauch auf.
âFaszination Regenwald e.V.â fordert deshalb eine radikale Ănderung in der europĂ€ischen
Agrar- und Energiepolitik zum Schutze der letzten noch verbliebenen tropischen RegenwÀlder
mit ihrem unglaublichen Artenreichtum! Die gruÌne Lunge der Erde muss unter
âDenkmalschutzâ gestellt werden.
GuÌnzburg im August 2019
Bernhard Lohr, Birgit Fahr, Kurt Schweizer (Vorstand Faszination Regenwald e.V.)